Interview: Ein Jahr Abgeordnete und Sprecherin für Pflege und öffentliche Gesundheitsförderung

(Stand November 2022)

Du bist vor über einem Jahr bei den Berliner Abgeordnetenhauswahlen als Direktkandidatin angetreten und wurdest von den Tempelhoferinnen und Tempelhofern ins Abgeordnetenhaus gewählt. Was konntest du als neu und direkt gewählte Abgeordnete erreichen? Was war dein wichtigtes Vorhaben?

Mein wichtigstes Ziel im ersten Jahr meiner Abgeordnetentätigkeit war die Fachkräfte- und Nachwuchssicherung im Gesundheits­wesen. Denn wir gefährden massiv die Zukunftsfähigkeit unseres Gesundheitssystems, wenn es uns als Politik und Gesellschaft nicht gelingt, Menschen für Gesundheitsberufe zu begeistern und hier langfristig zu halten. Pflegekräfte bilden ca. drei Viertel des deutschen Gesundheitssystems ab, tragen enorme Verantwortung, sind aber teilweise schon als Nachwuchs in ihrer Studienzeit sehr prekären Rahmenbedingungen ausgesetzt. Ich konnte mich im Rahmen der Haushaltsverhandlungen erfolgreich für ein Förderprogramm einsetzen, mit dem das Land Berlin Pflegestudierende finanziell entlasten soll, damit diese ihr anspruchsvolles Studium erfolgreich ab-schließen können. Ich habe ferner daran mitgewirkt, dass ein Lehrkräftebildungsprogramm vom Land auferlegt wird, um mehr Lehrer*innen für den Pflegeberuf zu qualifizieren. Dadurch können wir eine bessere Betreuung der Auszubildendensichern und Abbrüchen in der Ausbildung entgegenwirken. Besonders freut mich, dass wir es als Koalition endlich geschafft haben, das Schulgeld für Ausbildungen im Gesundheitssektor abzuschaffen. Jetzt sind alle Berliner Aus­zubildenden in Gesundheitsfachberufen vom Schulgeld befreit. Bis vor vier Jahren mussten in Berlin noch 2.200 Auszubildende Ausbildungsgebühren für Gesundheitsfachberufe zahlen. Mit der Abschaffung des Schulgelds entlasten wir in großem Maße Auszubildende und deren Familien und steigern damit auch erheblich die Attraktivität dieser Gesundheitsfachberufe.

Welche weiteren Ziele und Vorhaben aus diesem ersten Jahr im Abgeordnetenhaus möchtest Du gerne fortsetzen?

Gesundheitsförderung ist eine Querschnittsaufgabe. Die Stärkung von Gesundheitsförderung in verschiedenen öffentlichen Einrichtungen, wie Kita, Schulen, Senioreneinrichtungen und/oder Sportvereinen ist mir weiterhin ein wichtiges Anliegen. Die meisten Menschen wollen möglichst lange und gesund in der eigenen häuslichen Umgebung alt werden. Dafür braucht es aber insgesamt altersfreundliche Kieze, mehr barrierearmen und bezahlbaren Wohnraum und eine wohnortnahe und bedarfsgerechte Gesundheitsversorgung. Dafür möchte ich mich weiterhin stark machen und konkrete Vorhaben, wie den Ausbau der Tagespflege oder eine bessere Bezahlung von Fachkräften im öffentlichen Gesundheitsdienst vorantreiben. Gesundes Aufwachsen und Altern setzt eine gesunde Umgebung voraus. Dazu gehört eine gesunde Verkehrspolitik, genauso wie eine gesunde Stadtentwicklungspolitik. Mein zentrales politisches Ziel für Tempelhof und Berlin sind grüne, gesunde und lebenswerte Kieze für alle Generationen.

Was waren Deine wichtigsten Ziele im Bezug auf den Nachtragshaushalt?

Für den Nachtragshaushalt war uns GRÜNEN vor allem wichtig, dass wir die Berlinerinnen und Berliner angesichts der hohen Energie­ und Verbraucherpreise gezielt entlasten. Unser Fokus lag hier insbesondere auf den bezahlbaren Wohn- und Lebenskosten privater Haushalte. Dazu gehören der Mietenstopp für alle landeseigenen Wohnungsunternehmen und beim Studierendenwerk, das erweiterte Wohngeld sowie ein Härtefallfonds. Wichtig war mir auch die Finanzierung des 29-­Euro-­Tickets und des 9­-Euro­-Sozial­tickets, um weiterhin für bezahlbare Mobilität für alle zu sorgen. Gleichzeitig bin ich auch sehr froh, dass auch nochmals Geld für die Förderung von energetischer Sanierung und Solaranlagen in die Hand genommen wurde und das Bewusstsein für eine zukunftsfähige und nachhaltige Energiestrategie wächst.