16.11.2022
Ob die Betreuung des Demenz-Cafés Malta, präventive Berliner Hausbesuche, ambulante Pflege, betreutes Wohnen oder die Koordination der ehrenamtliche Nachbarschaftshilfe für pflegebedürftige Menschen, der Malteser Hilfsdienst in Tempelhof bereichert durch viele Angebote die Lebensqualität der Pflegebedürftigen und ihrer Angehörigen in Berlin.
Großes Thema bei meinem Besuch war die Betreuungs- und Pflegesituation von demenziell erkrankten Menschen. Über 240 von Demenz betroffene Familien werden derzeit vom Malteser Hilfsdienst berlinweit betreut. Für Menschen mit Demenz ist vor allem eine geschützte und bedarfsgerechte Betreuung in ihrer eigenen Häuslichkeit sowie der Kontakt und Verbund mit anderen Menschen, z.B. in der Gruppenarbeiten wichtig. Doch das Angebot der ambulanten Pflege ist trotz der hohen Nachfrage, deutschlandweit rückläufig und der Mangel an Fachpersonal allgegenwärtig. 80-90% der stationär aufgenommenen Pflegebedürftigen, so schätzt die Demenz-Koordinatorin, Michaela Kretschmer, sind demenziell erkrankt, dabei sind die Bedingungen für diese Menschen in der stationären Pflege nicht bedarfsgerecht. Genauso wie im öffentlichen Raum fehlt es an „Verständnis“ für dieses Krankheitsbild und der damit verbundenen demenz- bzw. altersgerechten Gestaltung der Umgebung. Als Fürsprecher*innen dieser vulnerablen Gruppe, sprechen sich Susanne Karimi und ihr Team für demenzgerechte Konzepte in der Stadtentwicklung sowie häuslichen – und stationären Pflege aus, die den betroffenen Inklusion und eine hohe Lebensqualität ermöglichen. Angebote an Demenzschulungen für Angehörige und Pflegepersonal werden dringen gebraucht, genauso wie finanzielle Unterstützung für qualitativ hochwertige Tages- und Nachtpflegeplätze. Eine Umsetzung der nationalen Demenzstrategie auf Landesebene wäre bereits ein guter Anfang.
Daneben hat der Malteser Hilfsdienst bereits über 400 Ehrenamtliche in der Nachbarschaftshilfe geschult und in Einsatz gebracht. Es ist unverkennbar, dass das Pflegesystem ohne die ehrenamtliche Arbeit unserer Gesellschaft nicht funktionsfähig wäre. Sozialräumliches Denken ist gut und wichtig, dabei darf sich die Politik nicht auf dem Einsatz von Angehörigen und Ehrenamtlichen ausruhen und muss gegensteuern.
Ich danke Susanne Karimi und ihrem Team von den Maltesern Tempelhof für dieses hoch interessante Gespräch und ihr Engagement für die pflegebedürftigen Menschen und ihren Angehörigen.